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Der vorliegende Beitrag soll nun diese Diskussion um Sinn, Unsinn und Definition der Kategorie "Satz" als Grundeinheit der gesprochenen Sprache nicht fortsetzen. Ich will vielmehr kurz darlegen, in welcher Weise ein traditioneller Satzbegriff m.E. für die Analyse gesprochener Sprache relevant ist, und wie er sich zu gesprächsanalytischen Kategorien wie "Turn" und "Turnkonstruktionseinheit" verhält. Dies geschieht aber nur als Voraussetzung, um sodann die traditionelle Fragerichtung umzukehren: Anstatt zu fragen, warum in Gesprächen oft nicht-sentenzielle Strukturen vorkommen, gehe ich vom Befund aus, dass ein großer Teil von Turns aus nicht-sentenziellen Strukturen besteht und frage umgekehrt, wieso in Gesprächen überhaupt Sätze (im Sinne der eingangs gegebenen klassischen Definition) verwendet werden. Den Schlüssel zur Antwort suche ich dabei in der temporalen Struktur der Äußerungsproduktion und der Position, die Sätze in Bezug auf diese einnehmen.
The paper studies how the German connectives "also" and "dann" are used as displays of understanding in talk-in-interaction. It is shown that the use of also at turn-beginnings in pre-front-field position is a routine practice to explicate implicit meanings of the prior turn of the partner, which is presented for confirmation. Also thus indexes that explicated meanings are taken to be intersubjective, i.e. part of the interlocutors’ common ground. Turn-initial dann(in front-field position), in contrast, is routinely used to (a) index the formulation of a unilateral inference from the partner’s prior turn which is not claimed to have already been communicated by the partner, and is (b) used to preface different kinds of next actions which are framed as being a consequence from the preceding action of the partner. Drawing on data from four genres of talkin- interaction (conversation, psychotherapy, doctor-patient interaction, broadcasted talk shows), the paper discusses how functions of also and dann are related to their positions concerning turn-construction and topological fields, prosodic design, collocations, sequential structures and participation frameworks of the interaction.
Lange Zeit waren in der Linguistik Grammatik und Interaktion inkompatible oder gar antonyme Begriffe. Grammatik meinte das Regelwerk zur Erzeugung wohlgeformter Aussagen, während Interaktion dagegen den Bereich des durch vielerlei psychische, soziale und andere Faktoren beeinträchtigten, fehlerhaften Sprechens bezeichnete, der von außer- oder bestenfalls randlinguistischem Interesse war. Vieles ist noch offen, und viele Fragen lassen sich erst heute mit neuer Klarheit stellen. Die in diesem Band versammelten Aufsätze geben einen Einblick in den aktuellen Forschungsstand zum Thema 'Grammatik und Interaktion'. Sie gehen zurück auf Vorträge der 11. Arbeitstagung zur Gesprächsforschung, die vom 6. bis 8. April 2005 unter dem Rahmenthema 'Grammatik und Interaktion' am Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim stattfand.
Probleme der Semantik von Prädikaten psychischen Erlebens werden seit langem in Linguistik, Psychologie, Medizin und Sprachphilosophie diskutiert, sind aber bisher nur selten zum Gegenstand einer Untersuchung anhand authentischer Kommunikation über psychisches Erleben geworden. Anhand des Anamnesegesprächs Frau Trecker wird untersucht, welche Konzeptualisierung von Schmerzen Ärztin und Patientin kommunikativ realisieren. Dabei zeigt sich, daß die Ärztin Schmerzen als isolierbare Größen psychischen Empfindungserlebens exploriert, während die Patientin Schmerzen als kontextbezogenpraxisrelevante Phänomene, die sich in beobachtbaren Konsequenzen zeigen, darstellt. Die Studie zeigt, wie diese diskrepanten Semantiken von Schmerz zu Verständigungsproblemen führen und diskutiert sie im Zusammenhang medizinisch-professioneller Diagnosepraktiken und -ziele einerseits und der Selbstdarstellung von Frau Trecker als Patientin andererseits. Abschließend werden die methodischen Strategien, die in diesem Fall zur Rekonstruktion der kommunikativ zum Ausdruck gebrachten Semantiken von Schmerzen verwendet wurden, resümiert.