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Sprachliche Zweifelsfälle kommen auf allen linguistischen Ebenen vor. Ihre Einordnung erfolgt zumeist nach Systemebene, nach Entstehungsursache oder nach lexematischer Struktur. Sprachlicher Zweifel kann auch nach intra- und interlingualen Aspekten unterschieden werden. Stehen zwei oder mehrere lexikalische Varianten zur Verfügung, kann es zu Unsicherheiten bezüglich des angemessenen Gebrauchs kommen. Nicht nur Muttersprachler*innen sind mit Schwierigkeiten konfrontiert, Zweifelsfälle stellen auch ein Problem bei der Fremdsprachenproduktion dar.
Dieser Band beschränkt sich auf lexikalisch-semantische, flexivische und wortbildungsbedingte Zweifelsfälle und führt interessierte Leser*innen in Fachliteratur und Nachschlagewerke ein. Er streift Fragen der Sprachdidaktik, der Fehler- und Variationslinguistik, denn die Auseinandersetzung mit typischen Zweifelsfällen zeigt auch das Spannungsfeld zwischen allgemeinem Usus und kodifizierter Norm, zwischen Gegenwart und Wandel, zwischen Dynamik, sprachlichem Reichtum und erlernter Bildungstradition.
Die nationalsozialistische Gesellschaft war geprägt von vielgestaltigen kommunikativen Praktiken des sozialen und auch gewaltvollen Ein- und Ausschlusses. Gleichzeitig bildeten sich durch Widerstandshandlungen vielfältige Gegendiskurse heraus. Der Sammelband nimmt konkrete Beispiele kommunikativer Praktiken während des Nationalsozialismus in den Blick und fragt speziell danach, inwiefern diese themen-, textsorten- und akteursspezifisch gebunden waren.
Handschrift ist ein alltägliches Phänomen – sie begegnet uns in der Schule, auf Einkaufszetteln oder auch als Unterschrift. Über die grammatischen und insbesondere die graphematischen Grundlagen der Handschrift wissen wir allerdings nur wenig. Dabei bieten Handschriften mehr Variationsmöglichkeiten als etwa Druckschriften und können deshalb mehr grammatische Strukturen sichtbar machen, als dies in gedruckten Texten der Fall ist.
Die vorliegende Untersuchung zeigt, dass strukturelle Eigenheiten einer Handschrift oft mit grammatischen Eigenheiten zusammenfallen, etwa durch die Markierung komplexer Grapheme, Silben-, Morphem- und Fußgrenzen oder auch durch die Auszeichnung bestimmter Buchstabenformen wie ‹e›, wenn es mit Schwa korrespondiert. Dazu werden Abituraufsätze untersucht, graphetisch und grammatisch annotiert und ausgewertet.
Die Arbeit wurde vom Verein für Gesprächsforschung mit dem Dissertationsförderpreis 2020 ausgezeichnet.
Bis heute gehört die Frage, wie InteraktionsteilnehmerInnen verstehen, welche von mehreren möglichen Lesarten eines sprachlichen Formats im jeweiligen Kontext gilt, zu den größten Herausforderungen der Konversationsanalyse. Aufbauend auf den Erkenntnissen über soziales Handeln in der Interaktion in Sprechakttheorie und Konversationsanalyse beschäftigt sich diese Arbeit mit dem Verhältnis zwischen rekurrenten sprachlichen Formaten und sozialen Handlungen. Im Fokus stehen interrogative und deklarative Modalverbformate: soll ich...?, kannst du...?, willst/magst/möchtest du...?, du kannst... und ich kann...
Eine umfassende, korpusdatengestützte Untersuchung zu diesen Formaten im Deutschen fehlte bisher. In der Forschung zu anderen Sprachen wurden vergleichbare Formate eingehender untersucht, aber fast ausschließlich in Bezug auf direktiv-kommissive Handlungen, wie Bitten, Aufforderungen, Angebote, Vorschläge etc., während das breitere Handlungsspektrum und -potenzial der Formate nicht aufgezeigt wurde.
Die vorliegende Untersuchung zeigt auf,
1. welches Handlungsspektrum die untersuchten Formate aufweisen,
2. wie die Komposition eines Turns, dessen Position (i.e., in der laufenden Sequenz, in der Interaktion, in der Aktivität oder in der Interaktionsgeschichte) sowie weitere kontextuelle Faktoren (wie z.B. die Verteilung von epistemischen und deontischen Rechten) dazu beitragen, wie das Format als diese oder jene Handlung in der Interaktion verstanden wird, und
3. welches Handlungspotenzial bzw. welche globale Handlungsbedeutung das jeweilige Format aufweist.
Die Untersuchung bedient sich der Methodik der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik und beruht auf mehr als 500 Belegen aus Videoaufnahmen natürlicher Interaktion aus dem FOLK-Korpus.
Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Handlungen mit den untersuchten Formaten vollzogen werden und welche Rolle unterschiedliche Faktoren (wie die Position des Turns, die Verteilung von deontischen und epistemischen Rechten, und die Verantwortung für das Projekt, auf das sich die Handlung bezieht, das Agens der künftigen Handlung, das nonverbale Verhalten von Interagierenden während der Realisierung des fokalen Turns etc.) dafür spielen, wie das jeweilige Format verstanden wird. Überdies wird nachgewiesen, welche weiteren linguistischen Merkmale (wie z.B. Vorkommen von Adverbien und Modal- bzw. Abtönungspartikeln, Argumentrealisierung, Wortfolge, Semantik des Vollverbs etc.) zusätzlich zum Modalverbformat für Handlungskonstitution und -zuschreibung relevant sein können und wann. Somit werden Faktoren herausgearbeitet, die für die weitere Entwicklung des Konzeptes ‚Format für soziale Handlungen‘ notwendig sind.
Die Arbeit zeigt, dass eine umfassende Analyse des gesamten Handlungsspektrums der Verwendung sprachlicher Formen auf Basis eines großen Korpus notwendig ist, um die für bestimmte Handlungsfunktionen relevanten Realisierungs- und Kontextbedingungen korrekt identifizieren zu können und vorschnellen Schlüssen über die Assoziation von linguistischen Formaten mit bestimmten Handlungen vorzubeugen. Trotz unterschiedlicher feingranularer Funktionen der Formate ist allerdings stets eine Kernbedeutung feststellbar, die zum Handlungspotenzial des jeweiligen Formats beiträgt.
„Bausteine einer Korpusgrammatik des Deutschen“ ist eine Schriftenreihe, die am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) entsteht. Sie setzt sich zum Ziel, mit korpuslinguistischen Methoden die Vielfalt und Variabilität der deutschen Grammatik in großer Detailschärfe zu erfas-sen und gleichzeitig für die Validierbarkeit der Ergebnisse zu sorgen. Der zweite Band enthält eine kurze Einleitung und vier als Kapitel einer neuen Grammatik gestaltete Texte: 1. Determination in der Nominalphrase – ein Überblick, 2. Syntaktische Funktionen von Nominalphrasen und Funktio-nen der Kasus, 3. Stellung des adnominalen Genitivs und 4. Genitiv- und von-Attribute: Bestimmung des Variationsbereichs. Der Band ist mit zum Download verfügbaren Datensätzen zu Nominalphrasen sowie Genitiv- und von-Attributen verknüpft.
„Bausteine einer Korpusgrammatik des Deutschen“ ist eine neue Schriftenreihe, die am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache in Mannheim (IDS) entsteht. Sie setzt sich zum Ziel, mit korpuslinguistischen Methoden die Vielfalt und Variabilität der deutschen Grammatik in großer Detailschärfe zu erfassen und gleichzeitig für die Validierbarkeit der Ergebnisse zu sorgen. Die erste Ausgabe enthält eine Einführung in die Reihe sowie vier als Kapitel einer neuen Grammatik gestaltete Texte: 1. Grundlegende Aspekte der Wortbildung, 2. Bau von und Umbau zu Adverbien, 3. Starke vs. schwache Flexion aufeinanderfolgender attributiver Adjektive und 4. Reihenfolge attributiver Adjektive. Die Ausgabe ist mit einer interaktiven Datenbank zu attributiven Adjektiven verknüpft.
Der Band leistet eine theoretisch begründete und empirisch validierte Entwicklung einer automatisierten Wortartenannotation (Part-of-Speech-Tagging) für Transkripte spontansprachlicher Daten des Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch (FOLK), das über die Datenbank für Gesprochenes Deutsch der Forschungsgemeinschaft öffentlich zugänglich ist. Dabei setzt er zwei Schwerpunkte: erstens die theoretische Aufarbeitung von Unterschieden von Transkripten gesprochener Sprache zu schriftsprachlichen Daten in Hinblick auf die Entwicklung eines Tagsets für das gesprochene Deutsch; zweitens die Darstellung der empirischen Arbeitsschritte zur Erstellung des automatisierten Part-of-Speech-Taggings, d. h. die Implementierung und Evaluierung für die Annotation des FOLK-Korpus. Der Band ist eine kritische Reflexion der Wortartentheorien im Spannungsfeld zwischen Theorie und datengeleiteter Arbeit. Er gibt Einblicke über die Korpusaufbereitung von Transkripten gesprochener Sprache und stellt diese in Bezug zu Theorien über die Eigenheiten gesprochener Sprache.
Modern theoretical linguistics lives by the insight that the meanings of complex expressions derive from the meanings of their parts and the way these are composed. However, the currently dominating theories of the syntax-semantics interface hastily relegate important aspects of meaning which cannot readily be aligned with visible structure to empty projecting heads non-reductively (mainstream Generative Grammar) or to the syntactic construction holistically (Construction Grammar). This book develops an alternative, compositional analysis of the hidden aspectual-temporal, modal and comparative meanings of a range of productive constructions of which pseudorefl exive, excessive and directional complement constructions take center stage. Accordingly, a contradiction-inducing hence semantically problematic part of literally coded meaning is locally ignored and systematically realized „expatriately“ with respect to parts of structure that achieve the indexical anchoring of propositional contents in terms of times, worlds and standards of comparison, thus yielding the observed hidden meanings.