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Die vorliegende Arbeit untersucht linguistische Strategien der Beschönigung und Verharmlosung, die unter den Bedingungen eines sogenannten Müllnotstandes in der BRD das Sprachverhalten bestimmter Gesellschaftsgruppen in müllbezogenen Publikationen kennzeichnen. Anhand eines Textkorpus und etlicher Wörterbücher wird neben anderen Beispielen vor allem das Wortpaar Abfall versus Müll auf Distribution, Wortbildung, Semantik und Pragmatik hin analysiert. Angewandt und vervollständigt werden die Ergebnisse bei der exemplarischen Beschreibung der Euphemismen in Behördentexten, deren praktisch-politische Funktion zugleich kritisch beleuchtet wird. Im Schlußteil werden Natur- und Umweltschutzgruppen zu verstärkter Sprachkritik und konsistentem Argumentieren ermutigt.
Der vorliegende Aufsatz beschäftigt sich mit einem aktuellen Autoaufkleber, der einer detaillierten linguistischen und kommunikationswissenschaftlichen Analyse unterzogen und in bezug auf seinen gesellschaftlichen Kontext in der Bundes-republik Deutschland 1993/94 kritisiert wird. Haben Sie ihn auch schon gesehen? Den dunkelblauen, tiefergelegten, breitbereiften BMW, sorgfältig poliert, mit dem smarten Jüngling am Steuer, an dessen Heck, gleich neben dem Namenszug des Herstellers, auf einem schmucklosen Sticker gedruckt steht: „Eure Armut kotzt mich an“. Die Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT berichtete in ihrer Ausgabe vom 12. November 1993 (S. 22) über Erfindung und Vermarktung dieses Aufklebers, wobei der zuständige Redakteur zwischen den Zeilen eine vage Bereitschaft erkennen ließ, ein derartiges Produkt und die gesellschaftlichen Zusammenhänge, in denen es vorkommt, kritisch zu hinterfragen. Mehr als eine vage Bereitschaft allerdings nicht. Wir haben den Aufkleber auch gesehen, nicht nur auf BMWs. Schockiert hat uns, daß der Geschäftsführer der Essener Firma, die ihn vertreibt, seine Aufschrift im Interview mit dem ZEIT-Redakteur als »witzig und geistreich« einstufte. Dieser Kennzeichnung wollen wir im folgenden mit linguistischen bzw. kommunikations-wissenschaftlichen Mitteln etwas genauer nachgehen und herauszuarbeiten versuchen, worin genau hier das Witzige und Geistreiche besteht.
Der vorliegende Beitrag untersucht Autoaufkleber als Kommunikationsmittel im Straßenverkehr unter wirtschaftlicher, technologischer und semiotischer Perspektive. Am Straßenverkehr wirken Teilnehmer erster Ordnung (Personen) mit, die Teilnehmer zweiter Ordnung (z.B. Autos) im Rahmen von Teilnehmern dritter Ordnung (z.B. Autokolonnen) über die Straße dirigieren. Diese Struktur erzeugt typische Kommunikationsbeschränkungen, die durch den Einsatz ebenenspezifischer mimischer, gestischer und posturaler Zeichen überwunden werden. Autoaufkleber werden als mimische Zeichen zweiter Ordnung behandelt, die zur Diversifizierung der Verkehrskommunikation dienen. Analysiert werden ihre zentralen Themen, ihre Darstellungsweisen und ihre Kommunikationsfunktionen.
Was ist Deixis?
(1995)
There are a number of linguistic elements whose deictic character is by and large uncontroversial, amongst them I, here and now (German ich, hier and jetzt). Recent theoretical and descriptive treatments, however, have based their definitions of deixis on divergent properties of such elements. In the first part of the present paper, twelve properties of deictic elements are compiled and discussed with particular reference to their general semiotic status. The second part focusses on the opposition of proximity and remoteness (as exemplified by German dies-/jen- and hier/dort) in a number of different types of deixis.
An important role in the coherence of texts is played by the distribution of information in the sentence. The present paper especially examines the beginning of sentences (topics). Which syntactic elements are most adequate to initiate a sentence, and which of their characteristics can be considered responsible for this? After a short review of the pertinent literature, we shall present grammatical, semantic and pragmatic factors that organize topicalization. The point of departure are the patterns of basic serialization as defined by the grammar. Deviations of these patterns can particularly be a result of the principle of known information. In addition to this constitutive principle, we can distinguish five regulative principles that lead to non-marked topicalizations (situation, empathy, iconicity, lengthening terms, text connection). In the closing sections, the positioning of phrasal accents and some special types of topics will be discussed. All the examples given are from modem German.
The present paper examines the relationship between pragmatics, semantics and grammar as subdisciplines of linguistics from three different perspectives. The first section gives a historical survey of their development during the 20th century and classifies linguistic schools according to their interest in different fields of research. The second part presents a systematic model of the field of objects to be investigated by linguistics, aiming at a more precise delimitation of its subdisciplines. Finally, in the third section, the division of labour between pragmatics, semantics and grammar is discussed in the light of the concrete example of verb valence.
Bild und Wirklichkeit
(1998)
Der vorliegende Beitrag stellt geläufigen semiotischen Alltagstheorien eine komplexere Auffassung von der Rolle der Zeichen in menschlichen Gesellschaften gegenüber. Er unterscheidet zwischen der Welt und der Wirklichkeit der Menschen, indem er die Wahrnehmung der Welt als Produktion von Bildern bestimmt, die, nach außen projiziert, Wirklichkeit entstehen lassen. Während die Welt der Wahrnehmung als Objekt gegenübertritt, nimmt sie dem Verhalten gegenüber den Charakter eines Projektes an. Ein besonderer Teil des Verhaltens der Organismen besteht im Hervorbringen von Zeichen, die entweder Wahrnehmungen abbilden (wie ein Foto) oder Verhalten (wie ein Film) oder Zeichen (so wie die Schrift die gesprochene Sprache imitiert). Einerseits haben Zeichen die Funktion, vorgegebene Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Zeichen selbst kommunizierbar zu machen; auf der anderen Seite dienen sie dazu, noch nicht verwirklichte Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Zeichen zu antizipieren. Durch Zeichen dieser zweiten Art (Schemata) wird nicht nur, wie im gewöhnlichen Verhalten, die Welt, sondern auch die Wirklichkeit zum Projekt. Der Beitrag schließt mit der Erörterung der verschiedenen Typen schematischer Zeichen, die von den Menschen zur Kontrolle ihres Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Zeichenraums eingesetzt werden, und fordert den systematischen Ausbau unserer semiotischen Alltagstheorien, damit wir uns in der von uns selbst geschaffenen Wirklichkeit zurechtfinden.