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Qualifizierungsmaßnahmen wie „Perspektive für Flüchtlinge Plus“ (PerFPlus) können als wichtige Bestandteile der neuen Willkommenskultur in Deutschland betrachtet werden. Deutschland als Einwanderungsland kann mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nachwuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die eine Chance sich in der hiesigen Arbeitswelt zu orientieren und Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bislang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren. Auf der anderen Seite bergen solche Maßnahmen aber auch ihr Risiko: Wenn sie ihr Ziel verfehlen und Frustrationen auf beiden Seiten erzeugen, sind lange Warteschleifen, Arbeitslosigkeit und möglicherweise politische Polarisierung und Radikalisierung die Folge. Insofern ist eine schnelle Intervention hinsichtlich der Verbesserung solcher Maßnahmen essentiell. Der vorliegende Bericht soll die konzeptionell-arbeitenden Teams bei der Bundesagentur für Arbeit (BA) sowie bei Bildungsanbietern die mit der BA kooperieren bei ihren wichtigen Aufgaben unterstützen. Alle Partner bleiben im Bericht anonym.
Deutschland sieht sich in den nächsten Jahren vor enormen Herausforderungen gegen-übergestellt. Mit der Fluchtmigration von knapp 1,5 Mio. Menschen alleine zwischen 2014 und 2017 stehen nahezu in jedem gesellschaftlichen Bereich und hier insbesonde-re in den Sektoren Bildung und Arbeit große Integrationsaufgaben an. Steven Vertovec, der Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften bezeichnet die Fluchtmigration von 2015 auch deshalb als die „zweite Wende“ (Vertovec 2015) für Deutschland, die das Land nachhaltig verändern wird. Nach seiner Einschätzung werden die gesellschaftlichen Transformationen dermaßen tiefgrei-fend sein, dass die Formulierung „seit der Flüchtlingskrise“ eine ebenso geläufige Rede-wendung sein wird wie die Formulierung „seit der Wende“.
Berufliche Qualifizierungsmaßnahmen wie „GASTRO“ im Rhein-Neckar-Raum sind in diesem Kontext sehr wichtige Anstrengungen im Hinblick auf die strukturelle Integrati-on der Fluchtmigranten. Im gesamtgesellschaftlichen Kontext sind sie unverzichtbare Bestandteile der neuen Willkommenskultur, die seit den 2010ern versucht wird, in Deutschland zu etablieren. Als Einwanderungsland kann Deutschland mit Hilfe solcher Initiativen gezielt für Arbeitsbereiche und Berufsgruppen werben, in denen es an Nach-wuchs mangelt. Den Neuzugewanderten bieten sie die Chance sich in der hiesigen Ar-beitswelt zu orientieren und möglicherweise Berufsfelder zu erkunden, die ihnen bis-lang noch nicht oder nur in anderer Form bekannt waren.
Der Beitrag präsentiert Ergebnisse des Projekts „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration der Flüchtlinge“, das am Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) durchgeführt wird. Im ersten Teil wird auf die zweistufige Sprachstandserhebung in den allgemeinen Integrationskursen eingegangen, die zusammen mit dem Goethe-Institut umgesetzt wurde. Bei der ersten Erhebung zu Beginn der Kurse wurden mit einer Tabletumfrage die Sozialdaten und Sprachenbiografien der Teilnehmenden erhoben. Bei der zweiten Erhebung am Ende der gleichen Kurse ging es darum, mit Hilfe der Analyse von Sprachaufnahmen das erreichte mündliche Kompetenzniveau der Teilnehmenden zu ermitteln. Im zweiten Teil des Beitrags stellen wir Ergebnisse unserer ethnografisch-gesprächsanalytischen Feldstudien vor, die wir in verschiedenen Arbeitskontexten wie Qualifizierungsmaßnahmen, duale Berufsausbildung und betriebliche Praktika durchgeführt haben. In Bezug auf die zentralen Fragen zu gegenseitiger Verständigung und der Sprachvermittlung am Arbeitsplatz konnten wir im Rahmen unserer Ethnografien drei prototypische Praktiken feststellen, auf die wir näher eingehen: a) „kaum Verständnissicherung und Sprachvermittlung“, b) „ad-hoc Verständnissicherung und Sprachvermittlung“ und c) „systematische Verständnissicherung und Sprachvermittlung“. Des Weiteren fokussieren wir im letzten Teil des Beitrags die Ergebnisse unserer ethnografischen Langzeitstudie zu Betriebspraktika von studierenden Geflüchteten. Anhand der Untersuchung von Reparaturen zeigt sich hier die Entwicklung der interaktionalen Kompetenz eines L2-Sprechers, die mit einer zunehmenden kommunikativen Integration in Teamgesprächen einhergeht.
In unserem Beitrag beschäftigen wir uns mit einer Gruppe jugendlicher Migrantinnen türkischer Herkunft und ihrem sprachlich-kommunikativen Verhalten. Die Gruppe hat ein weites sprachliches Repertoire, zu dem neben standardnahem Deutsch und dialektalem Türkisch vor allem sprachliche Mischungen gehören. Die Präferenz für Mischungen hängt vor allem mit der sozialen Identität und der Selbstpositionierung der Sprecherinnen in Relation zur türkischen Migrantenpopulation einerseits und der deutschen Gesellschaft andererseits zusammen. Mischungen können, je nach sozialer Orientierung, die die Jugendlichen entwickeln und nach Lebenskontexten, in denen sie sich bewegen, an bestimmte Lebensphasen und Gesprächskonstellationen gebunden sein oder sie können soziolektale Qualität erhalten.
Dieser Beitrag geht auf die 2010 erschienene Dissertation „Migration, Sprache und Rassismus“ des Verfassers zurück. Dort untersucht er mit ethnografischen und gesprächsanalytischen bzw. -rhetorischen Methoden den kommunikativen Stil von zwei mehrheitlich türkischstämmigen, akademischen Gruppen der zweiten Migrantengeneration in Deutschland. Im Fokus der Studie steht das Milieu der „emanzipatorischen Migranten“, die ethnische Zuschreibungen wie „Türken“, „Kurden“, Italiener“ etc. ablehnen und sich als (kultur-)politische Initiativen gegen Diskriminierung und für gleiche Bürgerrechte einsetzen. Als Fallstudie für diese soziale Welt analysiert der Autor die Mannheimer Gruppe der „Unmündigen“. Sein Erkenntnisinteresse richtet sich auf die Fragen, welche rhetorischen Verfahren die Beteiligten im Umgang mit Diskriminierungs- und Marginalisierungserfahrungen entwickelt haben und wie sie in ihrer gruppeninternen Kommunikation auf das Türkische und das Deutsche in ihrem Sprachrepertoire zurückgreifen. Im vorliegenden Artikel wird auf den letztgenannten Aspekt eingegangen und untersucht, welche Formen und Funktionen die deutsch-türkische Variationspraxis der „emanzipatorischen Migranten“ aufweist.
Deutschlandtürkisch?
(2004)
Migration führt zu Zwei- und Mehrsprachigkeit. Ein Ausdruck dieser Sprachkontaktsituation sind Phänomene wie Codeswitching oder Codemixing, die weltweit, wie auch im kommunikativen Haushalt der türkischen Migranten in Europa, zu beobachten sind.1 Eine andere Folge dieses Prozesses sind Auffälligkeiten, die sich im Laufe der Zeit auf verschiedenen Ebenen der Diasporasprachen zeigen. Im vorliegenden Beitrag beschäftigen wir uns mit der Frage nach solchen Besonderheiten und ihren Ursachen im Türkischen der Migranten in Deutschland. Hierzu analysieren wir mündliche Alltagskonversationen von zwei Gruppen. Unsere Analyse von gesprochener Sprache wirft in diesem Zusammenhang einige zentrale methodologische Fragen bezüglich der untersuchten Daten und der Analyseperspektive auf, die wir zunächst in Auseinandersetzung mit der Forschungsliteratur erörtern.
Deutschland sieht sich in den nächsten Jahren vor enorme Herausforderungen gestellt. Mit der Fluchtmigration von knapp 1,5 Mio. Menschen allein zwischen den Jahren 2014 und 2017 stehen nahezu in jedem gesellschaftlichen Bereich und hier insbesondere in den Sektoren Bildung und Arbeit große Integrationsaufgaben an. Steven Vertovec, der Leiter des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, bezeichnet die Fluchtmigration von 2015 auch deshalb als die „zweite Wende“ (Vertovec 2015) für Deutschland, die das Land nachhaltig verändern wird. Nach seiner Einschätzung sind die erwartbaren gesellschaftlichen Transformationen von so einer Größenordnung, dass die Formulierung „seit der Flüchtlingskrise“ eine ebenso geläufige Redewendung werden wird wie die Formulierung „seit der Wende“. Um diese gegenwärtigen Migrations- und Integrationsprozesse von Anfang an dokumentieren und analysieren zu können, wurde am Institut für Deutsche Sprache (IDS) zu Beginn des Jahres 2016 das Projekt „Deutsch im Beruf: Die sprachlich-kommunikative Integration von Flüchtlingen“ gestartet, dessen erste Ergebnisse hier zusammenfassend präsentiert werden. Eine ausführliche Darstellung unserer Ergebnisse findet sich in der Zeitschrift „Deutsche Sprache 3 / 2018“
Gesucht: sinnvolle Lösungen für Kommunikationsprobleme. Geflüchtete in Qualifizierungsmaßnahmen
(2018)
Die auf nationaler Ebene formulierte „Willkommenskultur“ muss sich derzeit auf lokaler Ebene in zahlreichen Maßnahmen zur beruflichen Eingliederung bewähren. Die hohe Anzahl neuer Geflüchteter, aber auch Berufsfelder mit Nachwuchsproblemen machen das Gelingen dieser Maßnahmen zu einer umso dringlicheren Aufgabe. Dabei sind einige Hürden zu überwinden, doch es gibt auch hoffnungsvolle Ansätze.