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Bild und Wirklichkeit
(1998)
Der vorliegende Beitrag stellt geläufigen semiotischen Alltagstheorien eine komplexere Auffassung von der Rolle der Zeichen in menschlichen Gesellschaften gegenüber. Er unterscheidet zwischen der Welt und der Wirklichkeit der Menschen, indem er die Wahrnehmung der Welt als Produktion von Bildern bestimmt, die, nach außen projiziert, Wirklichkeit entstehen lassen. Während die Welt der Wahrnehmung als Objekt gegenübertritt, nimmt sie dem Verhalten gegenüber den Charakter eines Projektes an. Ein besonderer Teil des Verhaltens der Organismen besteht im Hervorbringen von Zeichen, die entweder Wahrnehmungen abbilden (wie ein Foto) oder Verhalten (wie ein Film) oder Zeichen (so wie die Schrift die gesprochene Sprache imitiert). Einerseits haben Zeichen die Funktion, vorgegebene Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Zeichen selbst kommunizierbar zu machen; auf der anderen Seite dienen sie dazu, noch nicht verwirklichte Wahrnehmungen, Verhaltensweisen und Zeichen zu antizipieren. Durch Zeichen dieser zweiten Art (Schemata) wird nicht nur, wie im gewöhnlichen Verhalten, die Welt, sondern auch die Wirklichkeit zum Projekt. Der Beitrag schließt mit der Erörterung der verschiedenen Typen schematischer Zeichen, die von den Menschen zur Kontrolle ihres Wahrnehmungs-, Verhaltens- und Zeichenraums eingesetzt werden, und fordert den systematischen Ausbau unserer semiotischen Alltagstheorien, damit wir uns in der von uns selbst geschaffenen Wirklichkeit zurechtfinden.
Die vorliegende Arbeit untersucht linguistische Strategien der Beschönigung und Verharmlosung, die unter den Bedingungen eines sogenannten Müllnotstandes in der BRD das Sprachverhalten bestimmter Gesellschaftsgruppen in müllbezogenen Publikationen kennzeichnen. Anhand eines Textkorpus und etlicher Wörterbücher wird neben anderen Beispielen vor allem das Wortpaar Abfall versus Müll auf Distribution, Wortbildung, Semantik und Pragmatik hin analysiert. Angewandt und vervollständigt werden die Ergebnisse bei der exemplarischen Beschreibung der Euphemismen in Behördentexten, deren praktisch-politische Funktion zugleich kritisch beleuchtet wird. Im Schlußteil werden Natur- und Umweltschutzgruppen zu verstärkter Sprachkritik und konsistentem Argumentieren ermutigt.
This article deals with the notion of reality. During the last twenty years, public discourse in western societies has identified the opposition between the real and the virtual as one of the cultural key questions. Taking concrete examples as a point of departure, the paper investigates the semantics of the polysemic terms virtual and real. A semiotic model of the relation between (human) organisms, concepts and signs is used in order to demonstrate that the virtual cannot be adequately described as something opposed to reality, but must be seen as an indispensable part of it. The way in which organisms constitute reality is discussed in the light of the basic cognitive operations of categorization and the formation of conceptual relations, and also of their linguistic counterparts. The apparent conflict between the real and the virtual, which has led many critics to develop apocalyptic visions of the end of civilization, is, in fact, a phantom, product of an outdated theory of semantics.
Der vorliegende Beitrag untersucht Autoaufkleber als Kommunikationsmittel im Straßenverkehr unter wirtschaftlicher, technologischer und semiotischer Perspektive. Am Straßenverkehr wirken Teilnehmer erster Ordnung (Personen) mit, die Teilnehmer zweiter Ordnung (z.B. Autos) im Rahmen von Teilnehmern dritter Ordnung (z.B. Autokolonnen) über die Straße dirigieren. Diese Struktur erzeugt typische Kommunikationsbeschränkungen, die durch den Einsatz ebenenspezifischer mimischer, gestischer und posturaler Zeichen überwunden werden. Autoaufkleber werden als mimische Zeichen zweiter Ordnung behandelt, die zur Diversifizierung der Verkehrskommunikation dienen. Analysiert werden ihre zentralen Themen, ihre Darstellungsweisen und ihre Kommunikationsfunktionen.
Deutsch als Fremdsprache und die Grammatik des Deutschen. Über die Fruchtbarkeit des fremden Blicks
(2000)
Der Aufsatz gibt einen Überblick über die Arten von Nebensätzen im Deutschen. Er beschreibt ihre syntaktischen Funktionen und Strukturen anhand des Felderschemas. Auf drei Gesichtspunkte wird detaillierter eingegangen: nebensatzspezifische Funktionen von (i) Pronomina und (ii) Vergleichspartikeln sowie (iii) die Rolle von Nebensätzen bei der Satzspaltung. Der Aufsatz kann im Universitätsunterricht und als Grundlage für Untersuchungen in vergleichender Syntax genutzt werden.
Connectives are conjunctions, prepositions, adverbs and other particles which share the function of encoding semantic relations between sentences, or rather, between semantic objects some of which can be meanings of sentences. The relata linked by any such relation will fall into one of four distinct categories: they will be physical objects, states of affairs, propositions, or pragmatic options (the atoms of human interaction). Physical objects constitute the conceptual domain of space, states of affairs the domain of time, propositions the epistemic domain, and pragmatic options the deontic domain. The relations encodable in any of these domains can be divided into four basic types: similarity relations, situating relations, conditional relations, and causal relations. Conceptual domains and types of relations define the universe of possible connections between semantic objects.
Connectives differ as to the interpretations they permit in terms of conceptual domains and types of relations. Very few connectives are specialized on relata of one certain category and relations of one certain type. Possible examples in German are später (‘later on’) and zwischenzeitlich (‘in the meantime’), which encode situating relations between states of affairs. Other connectives are specialized on relata of one certain category, but are underspecified with respect to the type of relation. An example is German sobald (‘as soon as’), which can only connect states of affairs, but accepts situating, conditional and causal readings. Connectives of a third group are specialized on relations of a certain type, but are underspecified with respect to the category of the relata. Examples of this kind are German weil (‘because’) and trotzdem (‘nevertheless’), which encode causal relations, but accept states of affairs, propositions and pragmatic options as their relata. Connectives of a fourth group are underspecified both for the category of relata and the type of relation. An example is German da (‘there’), which accepts relata of any category and allows for situating, conditional and causal readings. Connectives like und (‘and’) and oder (‘or’) exhibit an even higher degree of under specification, in that they allow for all kinds of relations and relata.