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Der Beitrag beschäftigt sich mit kommunikativen Praktiken in audiovisuellen Webformaten am Beispiel von sogenannten „Let’s Plays“, in denen ein Videospiel im Internet für Zuschauende gespielt und kommentiert wird. An live ausgestrahlten Let’s Plays zeigen wir, wie Zuschauende mit Produzierenden während der Ausstrahlung interagieren und so integraler Bestandteil des entstehenden Produkts werden. Live ausgestrahlte Let’s Plays machen eine Trennung zwischen Produktion, Produkt und Rezeption, wie wir sie von traditionellen Medien kennen, obsolet. Wir sprechen daher von sogenannten Medienketten. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass die drei genannten Elemente, aufgrund der gegebenen medialen Affordanzen ineinander übergehen, sich dynamisch beeinflussen oder gegenseitig hervorbringen.
In Theaterproben entwickeln Beteiligte gemeinsam eine Inszenierung, die zur Aufführung gebracht wird. Ein wesentliches Mittel dazu ist das Vorspielen von Teilen des Stücks und das anschließende Besprechen. Dies geschieht üblicherweise in Rollenteilung: Die Schauspielenden führen Teile des Stücks vor, während die Regie zuschaut und gegebenenfalls interveniert, woran sich Besprechungen anschließen können. Dieser Teil von Theaterproben, in dem abwechselnd vorgespielt und besprochen wird, haben wir Spielprobe genannt (siehe Einleitung zu diesem Themenheft). Eine wesentliche interaktionsorganisatorische Aufgabe von Spielproben besteht für die Beteiligten darin, Schauspielaktivitäten und Besprechungsaktivitäten miteinander zu verzahnen. Dies geschieht durch Transitionspraktiken, die das Spiel entweder unterbrechen oder wieder eröffnen. Der vorliegende Beitrag untersucht Transitionspraktiken in Spielproben als ein konstitutives Moment ihrer interaktiven Organisation. Fokussiert werden Praktiken, die das Spiel unterbrechen, so genannte Interventionen. Nach einer detaillierten Fallanalyse, die eine prototypische Transition vom Spiel ins Besprechen und zurück ins Spiel veranschaulicht (Kap. 4.1/4.2), widmet sich der Rest des Beitrags der Analyse einer Kollektion von Interventionen. Es zeigt sich, dass Interventionen normativen Orientierungen unterliegen und verwendete Praktiken hinsichtlich verschiedener Dimensionen (etwa Ursache/Grund der Intervention) systematisch variieren.
Interaktionsanalytische Zugänge zu medienvermittelter Kommunikation. Zur Einleitung in diesen Band
(2019)
Konstanze Marx/Axel Schmidt (Mannheim) folgen in ihrem Beitrag „Making Let’s Plays watchable - Praktiken des stellvertretenden Erlebbar-Machens von Interaktivität in vorgeführten Video-spielen“ einem - angesichts der Datenqualität multimodal erweiterten - interaktionsanalytischen Ansatz. Dabei wird der Frage nachgegangen, wie die für das Genre konstitutive Ent-Interaktivisierung entschärft wird. Hierfür wird in Sing-le-Let’s Plays die begleitende Moderation zentral gesetzt, in Multi-Let’s Plays die Interaktion zwischen den Beteiligten.
Zum Geleit
(2018)
Theater rehearsals are (usually) confronted with the problem of having to transform a written text into an audio-visual, situated and temporal performance. Our contribution focuses on the emergence and stabilization of a gestural form as a solution for embodying a certain aesthetic concept which is derived from the script. This process involves instructions and negotiations, making the process of stabilization publicly and thus intersubjectively accessible. As scenes are repeatedly rehearsed, rehearsals are perspicuous settings for tracking interactional histories. Based on videotaped professional theatre interactions in Germany, we focus on consecutive instances of rehearsing the same scene and trace the interactional history of a particular gesture. This gesture is used by the director to instruct the actors to play a particular aspect of a scene adopting a certain aesthetic concept. Stabilization requires the emergence of shared knowledge. We will show the practices by which shared knowledge is established over time during the rehearsal process and, in turn, how the accumulation of knowledge contributes to a change in the interactional practices themselves. Specifically, we show how a gesture emerges in the process of developing and embodying an aesthetic concept, and how this gesture eventually becomes a sign that refers to and evokes accumulated knowledge. At the same time, we show how this accumulated knowledge changes the instructional activities in the rehearsal process. Our study contributes to the overall understanding of knowledge accumulation in interaction in general and in theater rehearsals in particular. At the same time, it is devoted to the central importance of gestures in theater, which are both a means and a product of theatrical staging.