Sprachliche Charakteristika einer Psychotherapiesitzungssequenz aus der Perspektive unterschiedlicher Analysemethoden
Linguistic characteristics of a psychotherapy session sequence from the perspective of different analytical methods
- Hintergrund Die sprachlichen Äußerungen sind ein zentrales Medium in Psychotherapien, d. h., Psychotherapie wirkt im Wesentlichen über die Sprache, über das Miteinanderreden. Angesichts der Bedeutung des sprachlichen Austauschs ist es relevant, die Mechanismen, über die Sprache in Psychotherapieprozessen wirkt, genauer zu verstehen. Die linguistische Psychotherapieforschung nutzt hierfür vielfältige Methoden. Ziel der Arbeit Vorliegender Beitrag demonstriert exemplarisch 2 mikroanalytische Ansätze. Material und Methoden Eine transkribierte Psychotherapiesitzungssequenz wurde aus Perspektive der psychodynamischen Theorie inhaltlich interpretiert und bezüglich sprachlicher Merkmale mithilfe von 2 Methoden mikroanalytisch beurteilt: Die verbalen Techniken (Fokus Therapeutenäußerungen) wurden mithilfe der Psychodynamischen Interventionsliste (PIL) geratet und eine detaillierte Konversationsanalyse (Fokus Dialog) erfolgte. Ergebnisse Analysen mit der PIL zeigten, dass im Sitzungsausschnitt überwiegend die Techniken „Bedeutung hinzufügen“ und „Wiederholen, Umschreiben, Zusammenfassen“ verwendet wurden. Thematisch wurde besonders auf den „Vater“ Bezug genommen, gefolgt von der „Therapeutin“. Der zeitliche Bezug lag schwerpunktmäßig in der „Vergangenheit“. Die Gesprächsanalyse rekonstruiert, dass der Wechsel auf die Erlebensebene die Therapiesituation selbst in den Fokus rückt. Mithilfe sequenzieller Handlungszwänge werden extratherapeutische Konstellationen in der Vergangenheit und therapeutische Gegenwart kontrastierbar sowie intersubjektiv bearbeitbar gemacht. Schlussfolgerung Die eigene Sprache und den Dialog im Therapieprozess zu beobachten, kann für Therapeuten aufschlussreiche Erkenntnisse über Folgen und Voraussetzungen eigener Interventionen liefern. Forschungen an der interdisziplinären Schnittstelle von Psychotherapie und Linguistik sind lohnenswert.
Author: | Antje GumzORCiDGND, Thomas Spranz-FogasyORCiDGND |
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URN: | urn:nbn:de:bsz:mh39-109002 |
DOI: | https://doi.org/10.1007/s00278-021-00568-5 |
ISSN: | 1432-2080 |
Parent Title (German): | Psychotherapeut |
Publisher: | Springer Medizin |
Place of publication: | Heidelberg |
Document Type: | Article |
Language: | German |
Year of first Publication: | 2022 |
Date of Publication (online): | 2022/02/02 |
Publishing Institution: | Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) |
Publicationstate: | Veröffentlichungsversion |
Reviewstate: | Peer-Review |
Tag: | Linguistik; Psychodynamische Interventionsliste; Psychotherapeutische Prozesse; Verbales Verhalten linguistics; psychodynamic intervention list; psychotherapeutic processes; sequence analysis; verbal behavior |
GND Keyword: | Dialog; Konversationsanalyse; Psychodynamik; Psychotherapie; Sequenzanalyse <Soziologie>; Sprachverhalten |
Volume: | 67 |
Issue: | 2 |
First Page: | 150 |
Last Page: | 157 |
DDC classes: | 400 Sprache / 400 Sprache, Linguistik |
Open Access?: | ja |
Leibniz-Classification: | Psychologie |
Leibniz-Classification: | Sprache, Linguistik |
Linguistics-Classification: | Gesprächsforschung / Gesprochene Sprache |
Program areas: | P1: Interaktion |
Licence (German): | ![]() |