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Historische Semiotik des Leibes in der Kommunikation: Zur Dynamisierung von Körper und Sprache im ausgehenden 17. und im 18. Jahrhundert

  • Die Wahrnehmung menschlicher Kommunikation ist historisch geprägt; entsprechend veränderlich sind die Normen und Werte, an denen kommunikatives Verhalten zu unterschiedlichen Zeiten gemessen wird. So führt die „Entdeckung“ der Multimodalität menschlicher Kommunikation in der gegenwärtigen Gesprächsforschung und die damit verbundene neue Aufmerksamkeit auf die Zeichenhaftigkeit des Körpers wie auf die Dimension des Raumes zu einem neuen Verständnis von Kommunikation und zu einer veränderten Beurteilung sprachlicher Phänomene. Doch schon in frühmoderner Zeit war der gesellschaftliche Blick auf den kommunizierenden Menschen in einer für heutige Maßstäbe bemerkenswerten Weise auf die „Beredsamkeit des Leibes“ (Kemp 1975, S. 111) gerichtet. Sprachlichkeit wird als an Leiblichkeit gebunden wahrgenommen, als Teil eines komplexen, raumbezogenen kommunikativen Auftritts, der ständisch geregelt und normiert ist. Dies gilt für das 17. und auf weite Strecken auch noch für das 18. Jahrhundert – erst das bürgerliche Sprachprojekt löst in der Wahrnehmung die Sprache zunehmend vom Leib. Vom 17. ins 18. Jahrhundert hinein lassen sich allerdings Veränderungen im Beschreibungsvokabular für den körperlich-sprachlichen Auftritt beobachten, und in Text- wie Bildzeugnissen zeigt sich ein Wandel in diesem Auftritt bzw. im Blick der Zeitgenossen darauf. Diese Veränderungen werden im Folgenden als (kollektiv) stilistischer Wandel beschrieben und der Zeichenwert dieses Wandels wird als ,Verschlankung‘ und ,Dynamisierung‘ bestimmt. Und insofern diese (kollektiv) stilistischen Veränderungen als Medium der Selbstformierung der tragenden Sozialformation der Zeit, d.h. der Adelsgesellschaft um 1800, verstanden werden, wird der beobachtete Stilwandel als Prozess der Selbst-Dynamisierung der gesellschaftlichen Leitformation der Epoche gedeutet.

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Metadaten
Author:Angelika Linke
DOI:https://doi.org/10.1515/9783110223613.127
Parent Title (German):Sprache intermedial. Stimme und Schrift, Bild und Ton
Series (Serial Number):Jahrbuch / Institut für Deutsche Sprache (> 2009)
Publisher:de Gruyter
Place of publication:Berlin [u.a.]
Document Type:Part of a Book
Language:German
Year of first Publication:2010
Date of Publication (online):2018/10/23
Publicationstate:Veröffentlichungsversion
Reviewstate:(Verlags)-Lektorat
GND Keyword:Semiose; Sprachgeschichte; Sprachwahrnehmung; Stilwandel
First Page:129
Last Page:162
DDC classes:400 Sprache / 430 Deutsch
Open Access?:ja
Leibniz-Classification:Sprache, Linguistik
Linguistics-Classification:Sprachgeschichte
Licence (German):License LogoUrheberrechtlich geschützt