„Auferstanden aus Ruinen“ – Sprachliche Erbstücke aus schwierigen Zeiten : Festvortrag für Gerhard Stickel zum 70. Geburtstag
- Als ich hier zum ersten Mal stand, hingen in Mannheimer Bäckereien Pappschilder, auf denen zu lesen war: „Hurra, die Berliner sind da. Das Stück zu 30 Pfennig!“ Ich habe das damals für eine besonders freundliche Begrüßung der mehr als 20 Berliner Mitarbeiter des gerade aufgelösten Berliner Zentralinstituts für Sprachwissenschaft gehalten, auch wenn der Preis etwas untertrieben war. Dass wir damals überhaupt nach Mannheim kommen konnten, hatten wir ganz wesentlich Gert Stickel und seinen Mitstreitern an der IDS-Spitze, dem Präsidenten Siegfried Grosse und dem Mitdirektor Rainer Wimmer, zu verdanken. Ich freue mich, dass ich unseren Dank heute hier auch vor Ihren Ohren wiederholen darf. Ihr gemeinsamer Entschluss, das IDS für Mitarbeiter des Berliner ZISW zu öffnen, hat uns die fachliche Weiterarbeit ermöglicht und war für die alten IDSler zumindest auch deshalb interessant, weil die personelle Erweiterung eines der wichtigsten Argumente für den Umzug des IDS aus den Obergeschossen der Tankstelle in der Friedrich-Karl-Straße in dieses schöne Gebäude hier in R 5 war. Erinnern möchte ich bei dieser Gelegenheit aber auch an Dieter Viehweger, der in der entscheidenden Phase die Berliner Seite in den Gesprächen mit dem IDS vertreten hat. Als ich nach Viehwegers viel zu frühem Tod zum Direktor des ZISW gewählt wurde, war nur noch die „Abwicklung“ des Akademie-Instituts, darunter auch die Abwicklung längst getroffener Verabredungen zwischen IDS und ZISW zu sichern. Ich möchte die heutige Gelegenheit nutzen, Ihnen zu demonstrieren, welches unkontrollierte Gut wir Berliner damals in unseren Köpfen mit uns führten: sprachliche „Errungenschaften“, schöne und hässliche. Die DDR liebte Errungenschaften, solche und solche. „Auferstanden aus Ruinen“ ist die deutsche Sprache im 20. Jahrhundert allerdings mehrmals. Ein Gesamtbild sprachlicher Errungenschaften des vergangenen Jahrhunderts entwerfen zu wollen, wäre vermessen, deshalb die im Thema angekündigte Konzentration auf ganz wenige ausgewählte Erbstücke.
Author: | Hartmut Schmidt |
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URN: | urn:nbn:de:bsz:mh39-957 |
URL: | http://pub.ids-mannheim.de/laufend/sprachreport/pdf/sr07-3a.pdf |
ISSN: | 0178-644X |
Parent Title (German): | Sprachreport : Informationen und Meinungen zur deutschen Sprache |
Publisher: | Institut für Deutsche Sprache |
Place of publication: | Mannheim |
Document Type: | Article |
Language: | German |
Year of first Publication: | 2007 |
Tag: | DDR; NS-Staat |
GND Keyword: | Deutsch; Lexik; Sprachgebrauch |
Volume: | 23 |
Issue: | 3 |
Page Number: | 10 |
First Page: | 2 |
Last Page: | 11 |
DDC classes: | 400 Sprache / 430 Deutsch |
Open Access?: | ja |
BDSL-Classification: | Sprache im 20. Jahrhundert. Gegenwartssprache |
Leibniz-Classification: | Sprache, Linguistik |
Linguistics-Classification: | Lexikologie / Etymologie |
Journals: | Sprachreport / Sprachreport. 23 (2007) |
Licence (German): | Urheberrechtlich geschützt |