Kognitive Pretests und Empirie. Methodik, Zielgruppenspezifik und Nutzungsverhalten
- Kognitive Pretests oder auch kognitive Interviews sind semi-standardisierte Interviews, die durchgeführt werden, um Einblick in die kognitiven Prozesse zu bekommen, die Befragte beim Beantworten von Fragen durchlaufen, und wie sie zu ihrer Antwort kommen. Innerhalb der sozialwissenschaftlichen Umfrageforschung werden kognitive Interviews insbesondere zu zwei Zwecken eingesetzt: (a) in der Fragebogenentwicklung und (b) in der Übersetzung von Fragebögen. Im Rahmen der Fragebogenentwicklung wird durch Interviews mit Befragten der Zielpopulation versucht, Hinweise auf unterschiedlichste Frageprobleme zu erhalten. So kann man beispielsweise herausfinden, wie Befragte bestimmte Wörter oder Begriffe verstehen, wie schwierig oder einfach sie eine Frage finden oder wie sie ihre Antwort auf eine Frage bilden. In der Übersetzung von Fragebögen kann man beispielsweise untersuchen, ob eine übersetzte Frage so verstanden wird wie die entsprechende Frage in der Ausgangssprache oder welche gewünschten bzw. unerwünschten Konnotationen bestimmte Übersetzungen haben. Innerhalb der Orthographieforschung ließe sich diese Methode auf die Entwicklung von Kriterien zur Festlegung von Rechtschreibregeln oder zur Prüfung ihrer Akzeptanz anwenden: In kognitiven Interviews eingesetzte Techniken wie „Probing“, also gezieltes Nachfragen, oder Lautes Denken könnten genutzt werden, um zu prüfen, wie Rechtschreibregeln angewendet werden oder wie sie zielgruppenspezifisch und nutzungsfreundlich ausgestaltet werden müssten, damit sie größtmögliche Akzeptanz in weiten Teilen der Bevölkerung finden. So könnte man intuitive Entscheidungen bei Worttrennung oder Getrennt- und Zusammenschreibung untersuchen.
Author: | Brita DorerORCiDGND, Cornelia NeuertORCiDGND, Dorothée BehrORCiDGND |
---|---|
URN: | urn:nbn:de:bsz:mh39-125338 |
DOI: | https://doi.org/10.1515/9783111389219-021 |
ISBN: | 978-3-11-138921-9 |
ISSN: | 1868-9124 |
Parent Title (German): | Orthographie in Wissenschaft und Gesellschaft. Schriftsystem – Norm – Schreibgebrauch |
Series (Serial Number): | Jahrbuch / Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) (2023) |
Publisher: | de Gruyter |
Place of publication: | Berlin/Boston |
Editor: | Sabine Krome, Mechthild Habermann, Henning Lobin, Angelika Wöllstein |
Document Type: | Part of a Book |
Language: | German |
Year of first Publication: | 2024 |
Date of Publication (online): | 2024/02/27 |
Publishing Institution: | Leibniz-Institut für Deutsche Sprache (IDS) [Zweitveröffentlichung] |
Publicationstate: | Zweitveröffentlichung |
Reviewstate: | (Verlags)-Lektorat |
Tag: | Fragebogenentwicklung; Frageprobleme; Kognitiver Pretest; Probing; Rechtschreibregeln; Web-Probing |
GND Keyword: | Augenfolgebewegung; Interview; Kognitiver Prozess; Kognitives Interview; Rechtschreibung; Übersetzung |
First Page: | 389 |
Last Page: | 397 |
DDC classes: | 400 Sprache / 400 Sprache, Linguistik |
Open Access?: | ja |
BDSL-Classification: | Orthographie |
Linguistics-Classification: | Psycholinguistik / Kognitive Linguistik |
Linguistics-Classification: | Textlinguistik / Schriftsprache |
Licence (German): | ![]() |