@incollection{Christen2018, author = {Helen Christen}, title = {Die Dialektologie und ihre (neuen) R{\"a}ume}, series = {Sprachwissenschaft im Fokus. Positionsbestimmungen und Perspektiven}, publisher = {de Gruyter}, address = {Berlin [u.a.]}, doi = {10.1515/9783110401592.353}, pages = {353 -- 378}, year = {2018}, abstract = {Der Beitrag beleuchtet unterschiedliche Raumkonzeptionen, welche die Dialektologie als „Raumlinguistik“ im letzten halben Jahrhundert gepr{\"a}gt haben. So spielt Raum als physisch-materieller Erdraum in der Dialektologie nach wie vor eine zentrale Rolle und wird als Bedingungsrahmen f{\"u}r die diatopische Sprachvarianz verstanden. R{\"a}ume g{\"a}nzlich anderer Natur sind R{\"a}ume, die aus dialektgeografischen Abstraktionsprozessen resultieren und sich aus Verteilungen sprachlicher Gr{\"o}{\"s}en im physisch-materiellen Raum ergeben. Zur au{\"s}ersprachlichen Erkl{\"a}rung diatopischer Variation werden solche sprachr{\"a}umlichen Verteilungen mit erdr{\"a}umlichen Gegebenheiten, mit politischen Territorien oder kulturr{\"a}umlichen Verteilungen abgeglichen. Wegen der Beliebigkeit der f{\"u}r den Abgleich ausgew{\"a}hlten dialektalen Variablen ist dieses Vorgehen lange Zeit etwas in Verruf geraten, wird heute jedoch mit dialektometrischen Verfahren dem willk{\"u}rlichen Zugriff entzogen und neu lanciert. Raum als immaterielle Ordnungsstruktur wird – nicht nur in der Linguistik – als probates Instrument genutzt, um Gedachtes metaphorisch zu ordnen. Insbesondere die Sozio- oder kommunikative Dialektologie, die seit ein paar Jahrzehnten die monodimensionale Grundmundarten-Dialektologie aufbricht, hat mit Konzepten wie „Variantenraum“ oder „sozialer Raum“ ihren Gegenstandsbereich fa{\"s}- und vermessbar gemacht. Seit einiger Zeit erf{\"a}hrt der „erlebte Raum“ im Rahmen der sogenannten Wahrnehmungsdialektologie lebhaften Zuspruch. Diese dialektologische Ausrichtung erkundet die sprachraumbezogenen Alltagskonzepte und die Perzeption sprachlicher Gr{\"o}{\"s}en und verspricht sich davon u.a. Aufschluss dar{\"u}ber, ob sprachr{\"a}umliche Vorstellungen als Steuerungsgr{\"o}{\"s}en f{\"u}r dialektale Stabilit{\"a}t oder dialektalen Wandel veranschlagt werden k{\"o}nnen. An Beispielen aus einem laufenden Forschungsprojekt, das sich mit einer Region in der Innerschweiz befasst, werden ethnodialektale Raumvorstellungen pr{\"a}sentiert und zu objektiven Sprachbefunden in Bezug gesetzt.}, language = {de} }