@article{SpranzFogasy2015, author = {Thomas Spranz-Fogasy}, title = {Argumentation als alltagsweltliche Kommunikationsideologie}, series = {Deutsche Sprache}, volume = {33}, number = {2}, publisher = {Schmidt}, address = {Berlin}, issn = {0340-9341}, url = {https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:mh39-39971}, pages = {141 -- 156}, year = {2015}, abstract = {Argumentation gilt als zentrales rationales Verfahren gewaltfreier Problem- und Konfliktl{\"o}sung. Die dabei vorausgesetzte Pr{\"a}misse der Intersubjektivierbarkeit und Rationalit{\"a}tsbestimmtheit wurde aber nie daraufhin gepr{\"u}ft, ob sie mit den Bedingungen und Zw{\"a}ngen der Herstellung und Durchf{\"u}hrung von Gespr{\"a}chen vereinbar ist. Auf der Basis einer detaillierten linguistischen Gespr{\"a}chsanalyse von mehr als 60 alltagsweltlichen Problem- und Konfliktgespr{\"a}chen wird in dem Beitrag skizziert, wie Argumentation in Gespr{\"a}chen hergestellt und durchgef{\"u}hrt wird. Interaktive Sequenzierung und inhaltliche Bezugnahmen machen dabei deutlich, dass Gespr{\"a}chsteilnehmer stets auf interaktionskonstitutive Elemente abheben: Was zur Herstellung von Gespr{\"a}chen notwendig ist, wird in Gespr{\"a}chen als Argument gewendet. Argumentation wird damit als eine soziale Handlungspraxis bestimmt, deren Ursprung in den Bedingungen, M{\"o}glichkeiten und Zw{\"a}ngen von Gespr{\"a}chen, von sozialer Interaktion {\"u}berhaupt liegt. Die f{\"u}r Argumentation konstitutive Anbindung an {\"u}bergeordnete Handlungsorientierungen widerspricht dabei fundamental der Idee rein sachbezogener und interesseloser Aushandlung, wie sie seit der Antike in den Wissenschaften, aber auch im Alltagsdenken vorherrscht. Was Gespr{\"a}chsteilnehmer beim Argumentieren antreibt, ist die Kraft intersubjektiven Glaubens an Argumentation als ein Verfahren zur Entwicklung einer gemeinsam geteilten Perspektive, und der Anspruch an das Verfahren als ein Validit{\"a}t garantierendes Verfahren wird dabei au{\"s}erdem noch mit dem Anspruch auf die Validit{\"a}t des Ergebnisses einer Argumentation verwechselt. Die Kraft des intersubjektiven Glaubens und der Anspruch an das Verfahren sind die zentralen Bestandteile dessen, was hier Kommunikationsideologie genannt wird.}, language = {de} }