TY - JOUR U1 - Zeitschriftenartikel, wissenschaftlich - begutachtet (reviewed) A1 - Lobenstein-Reichmann, Anja T1 - Die Dolchstoßlegende. Zur Konstruktion eines sprachlichen Mythos JF - Muttersprache N2 - Der Artikel beschreibt die Entwicklung eines sprachlichen Mythos, einer in Sprache entwickelten und gefassten, zu Propagandazwecken (miss)gebrauchten Konstruktion von Wirklichkeit, die nicht nur das Wirklichkeitsbild einer Epoche prägte, sondern in starkem Maße auch in die Wirklichkeit der davon betroffenen Menschen eingriff und diese veränderte. Die Legende vom Dolchstoß, vom hinterrücks verübten Mord am deutschen Frontsoldaten, vom Verrat aus den eigenen Reihen, wird von seinen Vertretern dazu benutzt, die eigene Verantwortung für die Niederlage der Deutschen im 1. Weltkrieg auf den politischen Gegner abzuwälzen, um diesen nicht nur politisch, sondern auch gesellschaftlich zu diffamieren. Doch war diese Legende kein spontanes Produkt einer von Chaos geprägten Nachkriegszeit, sondern sie gehörte bereits zum politischen Strategiespiel einer in der Bismarckzeit eingeführten Propagandaschlacht. In ihr wurde bereits die Erwartungshaltung geschürt, dass in der Stunde der Not Sozialdemokraten, Juden, Katholiken und Freimaurer das Vaterland nicht nur im Stich lassen, sondern es aus fehlender nationaler Gesinnung verraten würden. Die Sprachlichkeit dieser Vorgänge hervorzuheben, ist das besondere methodische und theoretische Anliegen des Artikels. N2 - The article describes the development of a linguistic myth, developed and conceptualized in language for propaganda purposes with a (mis)used construction of reality. It not only shaped the picture of the reality of one epoch, but to a vast extent also caused a change in the reality of the humans concerned. The legend of the stab in the back, the murder of German soldiers on the front betrayed by their own ranks, was used by its proponents to shift responsibility for defeat in WW1 to political opponents. This defamed their opponents not only politically but also socially. The legend was not a spontaneous product of a post-war period shaped by chaos: it existed previously in the political strategy of a propaganda battle during Bismarck's era. This already stirred up the expectation that in the hour of need Social Democrats, Jews, Catholics, and Freemasons would not only be dis- loyal, but due to a lack of national conviction they would also betray the nation. In this article, the linguistic background is emphasized through special theoretical and methodical findings. KW - Dolchstoßlegende KW - Propaganda KW - Politische Kommunikation KW - Kritische Diskursanalyse KW - Mythos KW - Beeinflussung / Gesellschaft Y1 - 2002 U6 - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:mh39-80090 UN - https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:mh39-80090 SN - 0027-514X SS - 0027-514X VL - 112 IS - 1 SP - 25 EP - 42 PB - Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) CY - Wiesbaden ER -