@book{Gubina2022, author = {Gubina, Alexandra}, title = {Grammatik des Handelns in der sozialen Interaktion. Eine interaktionslinguistische, multimodale Untersuchung der Handlungskonstitution und -zuschreibung mit Modalverbformaten im gesprochenen Deutsch}, isbn = {978-3-936656-83-1}, url = {http://www.verlag-gespraechsforschung.de/2022/gubina.html}, publisher = {Leibniz-Institut f{\"u}r Deutsche Sprache (IDS)}, pages = {432}, year = {2022}, abstract = {Die Arbeit wurde vom Verein f{\"u}r Gespr{\"a}chsforschung mit dem Dissertationsf{\"o}rderpreis 2020 ausgezeichnet. Bis heute geh{\"o}rt die Frage, wie InteraktionsteilnehmerInnen verstehen, welche von mehreren m{\"o}glichen Lesarten eines sprachlichen Formats im jeweiligen Kontext gilt, zu den gr{\"o}ßten Herausforderungen der Konversationsanalyse. Aufbauend auf den Erkenntnissen {\"u}ber soziales Handeln in der Interaktion in Sprechakttheorie und Konversationsanalyse besch{\"a}ftigt sich diese Arbeit mit dem Verh{\"a}ltnis zwischen rekurrenten sprachlichen Formaten und sozialen Handlungen. Im Fokus stehen interrogative und deklarative Modalverbformate: soll ich...?, kannst du...?, willst/magst/m{\"o}chtest du...?, du kannst... und ich kann... Eine umfassende, korpusdatengest{\"u}tzte Untersuchung zu diesen Formaten im Deutschen fehlte bisher. In der Forschung zu anderen Sprachen wurden vergleichbare Formate eingehender untersucht, aber fast ausschließlich in Bezug auf direktiv-kommissive Handlungen, wie Bitten, Aufforderungen, Angebote, Vorschl{\"a}ge etc., w{\"a}hrend das breitere Handlungsspektrum und -potenzial der Formate nicht aufgezeigt wurde. Die vorliegende Untersuchung zeigt auf, 1. welches Handlungsspektrum die untersuchten Formate aufweisen, 2. wie die Komposition eines Turns, dessen Position (i.e., in der laufenden Sequenz, in der Interaktion, in der Aktivit{\"a}t oder in der Interaktionsgeschichte) sowie weitere kontextuelle Faktoren (wie z.B. die Verteilung von epistemischen und deontischen Rechten) dazu beitragen, wie das Format als diese oder jene Handlung in der Interaktion verstanden wird, und 3. welches Handlungspotenzial bzw. welche globale Handlungsbedeutung das jeweilige Format aufweist. Die Untersuchung bedient sich der Methodik der Konversationsanalyse und der Interaktionalen Linguistik und beruht auf mehr als 500 Belegen aus Videoaufnahmen nat{\"u}rlicher Interaktion aus dem FOLK-Korpus. Die vorliegende Arbeit zeigt, welche Handlungen mit den untersuchten Formaten vollzogen werden und welche Rolle unterschiedliche Faktoren (wie die Position des Turns, die Verteilung von deontischen und epistemischen Rechten, und die Verantwortung f{\"u}r das Projekt, auf das sich die Handlung bezieht, das Agens der k{\"u}nftigen Handlung, das nonverbale Verhalten von Interagierenden w{\"a}hrend der Realisierung des fokalen Turns etc.) daf{\"u}r spielen, wie das jeweilige Format verstanden wird. {\"U}berdies wird nachgewiesen, welche weiteren linguistischen Merkmale (wie z.B. Vorkommen von Adverbien und Modal- bzw. Abt{\"o}nungspartikeln, Argumentrealisierung, Wortfolge, Semantik des Vollverbs etc.) zus{\"a}tzlich zum Modalverbformat f{\"u}r Handlungskonstitution und -zuschreibung relevant sein k{\"o}nnen und wann. Somit werden Faktoren herausgearbeitet, die f{\"u}r die weitere Entwicklung des Konzeptes ‚Format f{\"u}r soziale Handlungen' notwendig sind. Die Arbeit zeigt, dass eine umfassende Analyse des gesamten Handlungsspektrums der Verwendung sprachlicher Formen auf Basis eines großen Korpus notwendig ist, um die f{\"u}r bestimmte Handlungsfunktionen relevanten Realisierungs- und Kontextbedingungen korrekt identifizieren zu k{\"o}nnen und vorschnellen Schl{\"u}ssen {\"u}ber die Assoziation von linguistischen Formaten mit bestimmten Handlungen vorzubeugen. Trotz unterschiedlicher feingranularer Funktionen der Formate ist allerdings stets eine Kernbedeutung feststellbar, die zum Handlungspotenzial des jeweiligen Formats beitr{\"a}gt.}, subject = {Interaktion}, language = {de} }